Warum Physiotherapie wichtig für den gesunden Sporthund ist

Wir alle wünschen uns für unsere Hunde, dass es ihnen immer gut geht. Dass sie topfit sind und Spaß an einem aktiven und langen Leben haben. Doch gerade Sporthunde müssen in den meisten Fällen eine deutlich höhere Belastung an ihren Körper aushalten als ein Hund, der sich mit drei gemütlichen Spaziergängen pro Tag zufrieden gibt. Schnelle Sprints, harte Stops, hohe Sprünge. Bei der einen Sportart mehr, bei der anderen weniger. Was kann man für den gesunden Sporthund tun?

Damit unsere vierbeinigen Sportler auch lange Freude daran haben, liegt es an uns, den Besitzern, ein Auge auf sie zu haben. Wir verlangen von ihnen vollen Einsatz und eine möglichst schnelle Ausführung der Übungen. Das meistens über mehrere Wochen und Monate, bis die Hundesport-Saison ein Ende gefunden hat. Wir sind es unseren Sporthunden also schuldig, bestmöglich für ihre Gesundheit zu sorgen – vor, während und auch nach dem Sport.

Dass das manchmal gar nicht so einfach ist, kenne ich nur zu gut von meinen beiden Verrückten. Gerade Capo ist ein richtiger Kamikaze und handelt meistens ohne Rücksicht auf Verluste. Niemals würde er auf die Idee kommen, wegen einem verstauchten Fuß eventuell langsamer zu machen 😉. Es gehört natürlich ein wenig Fleiß dazu, mit seinem Hund entsprechende Übungen vor der Trainingseinheit und auch danach zu machen. Auch wir arbeiten noch daran, das in unsere Routine mit aufzunehmen. Aber ich bin überzeugt, dass es das wert ist.

Erzähl doch mal, Nadine …

Da ich selbst kein Experte auf diesem Gebiet bin, es mir aber sehr wichtig ist, habe ich meiner Freundin und Hundephysiotherapeutin Nadine ein paar Fragen gestellt. Sie erklärt uns, warum sich auch schon für junge Hunde der Besuch bei einem Fachmann lohnt und was man selbst für seinen gesunden Sporthund tun kann. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an Dich, liebe Nadine! 😊

Wie hat das mit dem Hundesport angefangen und wie kamst Du zur Hundephysiotherapie?

Meinen ersten Hund bekam ich bereits als Kind, einen kleinen Pudel. Schon damals war ich völlig vernarrt in Hunde und konnte mein Glück kaum fassen. Mit 15 zog ein Deutscher Schäferhund ein. Mit diesem wollte ich auch unbedingt auf den Hundeplatz gehen. Leider waren die damals bei uns ortsansässigen Vereine nicht sehr begeistert, sich einer Jugendlichen annehmen zu müssen. 

Den Traum vom Hundesport erfüllte ich mir dann als Erwachsene mit unserem Mali-Mix Jack. Nach dem regelmäßigen Besuch in einer Hundeschule stand für mich fest, dass ich auch Prüfungen ablegen wollte. THS und Obedience waren der Anfang. Ich bildete Jack dann letztendlich als Anfängerin bis zur Obedience 2, zur IPO 3, zur FH 1 aus. Ebenso zur VDH DM im THS CSC und bis zur Qualifikation zur Landesmeisterschaft FH 1 aus.

Sporthund beim Durchführen einer Übung zum Aufwärmen.
Auch Tricks sind eine tolle Übung zum Aufwärmen.

Physiotherapie begleitete mich ebenfalls viele Jahre. In meiner aktiven Zeit als Tennisspielerin stand die Physiotherapie bereits in meiner Kindheit mit auf dem Plan. Je ambitionierter ich den Hundesport betrieb, desto klarer wurde mir, dass der Sport nicht alles sein konnte. Es muss Wege geben, die Hunde nicht nur im Bereich Rehabilitation, sondern auch im Bereich der Leistungssteigerung und -erhalts sowie der Prophylaxe betreuen zu können. Der Plan, Hundephysiotherapeutin zu werden war geboren.

Müssen auch gesunde, junge Hunde zum Physiotherapeut?

Ich empfehle in jedem Fall auch für gesunde und junge Hunde die regelmäßige Betreuung durch einen kompetenten Hundephysiotherapeuten. Zum einen gewöhnt sich der junge Hund bereits daran, angefasst zu werden. Zum anderen ist der Bereich Prophylaxe extrem wichtig – aus kleinen, zunächst kaum spürbaren Verspannungen können durch Fehlbelastungen und Schonhaltungen größere Probleme entstehen, welche dann langwieriger zu behandeln sind.

Warum ist es im Hundesport wichtig, regelmäßig einen Hundephysiotherapeut zu besuchen?

Wie oben schon erwähnt, ist die Prophylaxe hier ein wichtiges Thema. Kleinere Problemchen erkennen und behandeln erspart oft Trainingsausfall oder auch das Entstehen von größeren Verletzungen.

Weiter ist es natürlich nützlich, sich vom Hundephysiotherapeuten seines Vertrauens auch sportbegleitend einen Trainingsplan erstellen zu lassen. So werden die besonders beanspruchten Strukturen unterstützt.

Zwei Sporthunde sitzen auf Gymnastikbällen.
Spezielle Gymnastikbälle sind ideale Fitnessgeräte für die gesunden Sporthunde.

In welchen Hundesportarten siehst Du einen besonderen Bedarf?

Da es in nahezu jedem Hundesport spezifische Belastungen für den Bewegungsapparat des Hundes gibt, empfehle ich die hundephysiotherapeutische und -osteopathische Betreuung für jeden aktiven, gesunden Sporthund. Egal ob Mondioring oder Zughundesport. Dies bedeutet schon, alle paar Monate seinen Sporthund auch ohne irgendwelche Besonderheiten einfach mal anschauen zu lassen.

Welche Möglichkeiten gibt es, seinen gesunden Sporthund fit zu halten?

Gezieltes Training, Warm up & Cool Down sowie Nahrungsergänzungen sind in meinen Augen das A und O für unsere heute aktiven, gesunden Sporthunde. Gezieltes Training bedeutet, Schwächen auszugleichen sowie die für den Sport jeweils notwendigen Muskeln und Muskelgruppen gezielt zu kräftigen und die komplette Muskulatur so aufzubauen, dass das Verletzungsrisiko minimiert wird. 

Im Bereich Warm up und Cool Down sehe ich leider immer noch in den meisten Sportarten Handlungsbedarf. Natürlich gibt es immer mehr Hundesportler, die den Vorteil des richtigen Aufwärmens und nachträglich Cool Downs für sich und ihren Hund erkannt haben. Nämlich eine enorme Verletzungsprophylaxe sowie Leistungssteigerung. Und, wie beim Menschen auch, eine Verkürzung der Erholungsphasen. Leider sind es aber noch nicht ALLE Hundesportler, die dies praktizieren.

Das Feld der Nahrungsergänzungsmittel wird immer größer. In meinen Augen ist dies eine tolle Möglichkeit, eine umfassende Versorgung des Hundes zu gewährleisten. Aber wie so oft ist besonders in diesem Bereich weniger mehr und der Hundebesitzer sollte hier wählerisch sein. Er sollte dem Hund nicht wahllos viele Mittelchen verabreichen, sondern sich von kompetenter Stelle beraten lassen.

Wie sieht eine typische Behandlung bei Dir aus?

Ich biete in meiner Praxis Hundephysiotherapie und Osteopathie für Hunde an. Dies umfasst die Bereiche Rehabilitation, Prophylaxe und die Sporthundebetreuung.

Beim ersten Termin führe ich immer zunächst eine umfassende Befundung durch, in der der Sporthund angeschaut wird (Soll-Ist-Vergleich). Auch eine Gangbildanalyse wird unter Berücksichtigung aller vorherigen Befunde durchgeführt. Im optimalen Fall auch mit der Diagnose eines Tierarztes. Es folgt eine ausführliche Befragung des Hundebesitzers zu den Lebensumständen und der medizinischen Vorgeschichte. Gegebenenfalls eine erste Behandlung mit Hausaufgaben für die Besitzer schließen das Programm des ersten Termins ab. Alle weiteren Termine bestehen aus der Behandlung und der Überprüfung der Fortschritte.

Mein Leistungsspektrum besteht aus manueller Therapie, Faszientechniken, Lymphdrainage und noch vielen weiteren Techniken. Diese werden jedoch dem Leser wahrscheinlich jetzt nicht allzuviel sagen. Weiter setze ich auch einen Low Level Laser und Blutegel zur Behandlung ein. Auch Mobil-Behandlungen im Lebensumfeld führe ich selbstverständlich durch.

Nadines Sporthunde beim Physiotherapie-Training

Ein Trainingsplan für einen Sporthund ist immer individuell für diesen Hund erstellt. Für seinen Sport und die Trainingsziele, die angestrebt werden. Der Plan ist immer in kurz-, mittel- und langfristige Ziele eingeteilt und enthält alle Übungen, welche der Besitzer mit seinem Hund wann, wie oft und in welcher Intensität durchführen soll. Auch hier ist die regelmäßige Erfolgskontrolle ein wichtiger Aspekt.

Muss Physiotherapie teuer sein?

Nein, Hundephysiotherapie muss im Bereich der Prophylaxe nicht teuer sein. Wenn man sich ein wenig Anleitung einholt, kann man täglich im kleinen Rahmen etwas für die Gesundheit und Fitness seines Hundes tun. Natürlich immer mit gesundem Menschenverstand – man darf den Hund niemals überfordern.

Welche ist Deine Lieblingsübung zum Nachmachen?

Meine absolute Lieblingsübung zum Nachmachen für die Leser ist der Slalom durch die Beine des Hundeführers. Langsam, damit sich der Körper des Hundes schön biegt 😉. Natürlich immer nur mit einem gesunden Hund durchführen! Leckerchen helfen hier sehr gut. 😜

Wie erreicht man Dich?

Ich bin über meine Facebook-Seite, über meine Homepage und per Handy erreichbar. Man kann mich auch auf allen Veranstaltungen, welche ich mit unseren Hunden besuche, ansprechen. Ich biete auch Seminare und Workshops an (nähere Infos gerne auf Anfrage). Zudem führe aber auch halbe oder ganze Behandlungstage in Hundevereinen durch (auch hier gerne auf Anfrage).

Macht Eure Sporthunde fit

Nachdem Ihr nun einen kleinen Einblick in die Arbeit eines Hundephysiotherapeuten erhalten habt und wie wichtig es ist, seinen Hund vor allem vorsorglich für den Sport fit zu halten, könnt Ihr Euch am besten direkt auf die Suche nach dem Physiotherapeuten in Eurer Nähe machen 😉. Falls Ihr Empfehlungen braucht, könnt Ihr mich natürlich jederzeit gerne anschreiben. Denn zufälligerweise haben sich einige meiner bekannten Hundesportler in diesem Bereich weitergebildet. Auch Conny, Capos Züchterin in der Schweiz, kann ich wärmstens empfehlen, wenn Ihr gute Tipps braucht. 😊

Bestimmt findet Ihr auch tolle, informative Bücher zu diesem Thema oder Tipps im Internet oder YouTube. Jede klein Übung beim Spazierengehen mit Eurem Hund kann dazu beitragen, dass er noch lange ein gesunder Sporthund bleiben wird 💪🏻.