Tipps fürs Hundetraining während Corona

Schon seit ein paar Wochen gilt eine Ausnahmesituation in Deutschland, denn eine Ausgangsbeschränkung und Kontaktsperre aufgrund des Coronavirus bringen unseren strukturieren Alltag mit all seinen regelmäßigen Terminen durcheinander. Keine Möglichkeit mehr, sich mit Hundefreunden zum Gassi zu treffen. Keine regelmäßigen Trainingsstunden im Hundeverein mehr. Doch unsere Vierbeiner brauchen trotzdem Beschäftigung und damit Euch oder Euren Hunden die Decke daheim nicht auf den Kopf fällt, habe ich heute ein paar Tipps fürs Hundetraining während Corona. 😊

1. Bleibt verbunden

Zunächst einmal ist es immer gut, sich trotz der physischen Kontaktsperre nicht auch noch anderweitig zu isolieren. Mittlerweile gibt es sooo viele Möglichkeiten, die Kontakte zu Freunden, Familie oder auch der Trainingsgruppe zu pflegen. Sei es nur über Nachrichten und Telefonate oder sogar via Videoanrufen. Auch wir haben schon unseren ersten virtuellen Spieleabend hinter uns und es funktioniert immer irgendwie, vernetzt zu bleiben. 😜 Auch was das Training betrifft, kann eine Lösung für den fehlenden Trainer gefunden werden. Lasst Eure Übungen das nächste Mal einfach filmen und schickt es in Eure Trainingsgruppe – ich bin mir sicher, auch so bekommt Ihr wertvolle Tipps vom Trainer und Euren Vereinskollegen.

Außerdem gibt es ja noch die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Instagram, auf denen Ihr weiterhin Einblicke in das Leben Eurer Bekannten bekommt oder Euch in Gruppen zu einem bestimmten Thema austauschen könnt. Und was wäre Social Media ohne eine gute Challenge. 😉 So kursieren zur Zeit z. B. viele Videos der #fivesecondchallenge im Internet herum. Hier geht es darum, seinem Hund ein Leckerchen vor die Nase zu legen und dann für mind. 5 Sekunden den Raum zu verlassen, während eine Kamera den Hund heimlich filmt. Na was denkt Ihr? Liegt das Futter beim Betreten des Zimmers dann noch da? Wir haben es auch mal getestet. 😅

#fivesecondchallenge mit Keevy & Capo

2. Sucht Euch Alternativen

Wer sagt denn, dass man für die kommenden Wochen unbedingt einen Hundeplatz oder großen Garten braucht, um seinen Vierbeiner zu beschäftigen? Egal ob indoor oder draußen – es gibt viele Möglichkeiten, auf kleinem Raum oder beim täglichen Spaziergang etwas für das Köpfchen des Vierbeiners zu tun. Wir haben mal wieder unser Intelligenzspielzeug herausgekramt und die beiden Belgier damit für ein paar Minuten im Wohnzimmer bespaßt… Keevy ist darin ja schon etwas geübter, aber bei Capo hat das Köpfchen danach etwas geraucht. 🤓 Auch neue Tricks erlernen, Futter beim Spazieren verstecken, um Bäume longieren oder einfach etwas Zughundesport. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und Euer Hund ist für die paar Wochen sicherlich glücklich, einfach Spaß mit Euch zu haben.

3. Bis ins kleinste Detail

Natürlich möchte man in seinem Training, vor allem im Hundesport-Bereich, gerne viele Fortschritte machen und am liebsten keine Ewigkeit dafür brauchen. 😅 Dadurch schleichen sich Fehler ein oder man wird mit der Zeit vielleicht etwas voreilig und dadurch zu „schludrig“. Die jetzige Zeit ohne Prüfungen und Stress eignet sich daher perfekt, um mal wieder „back to the roots“ zu trainieren und die Basis alter Übungen aufzufrischen, zu festigen und einfach mal mehr ins Detail zu gehen. Oder auch, sich seinen Hassübung zu stellen und jeden Tag in kleinen, geduldigen Schritten daran zu arbeiten und diese zu optimieren. Und ich bin mir sicher, solche Übungen gibt es bei jedem. 😉 Mit neuer Motivation und gefestigten Übungen geht es dann nach der Corona-Krise umso besser weiter.

4. Macht doch mal ’nen Online-Kurs

Wenn man schon nicht auf den Hundeplatz kann oder keinen Trainer zur Seite hat… warum dann nicht einfach mal ein Online-Kurs. Gerade jetzt bieten sehr viele Trainer zu den unterschiedlichen Interessen und Themengebieten so etwas an. Da ich selbst damit noch keine Erfahrung habe (was sich allerdings hoffentlich bald ändert), habe ich eine sehr gute Freundin zu diesem Thema befragt. Lea besitzt zwei junge Border Collies und ist vor allem den richtigen Aufbau im Agility fokussiert, der ihr aus meiner Sicht bisher sehr, sehr gut gelungen ist. Und dieser hat auch mit Hilfe von Online-Kursen stattgefunden. 🖥

Wenn Ihr Interesse an Ihren Fortschritten mit Hündin Liv und dem Interview hast, dann guckt Euch gerne folgendes Video und ihre Antworten auf meine Fragen an. Ansonsten könnt Ihr auch direkt zu meinem letzten Punkt springen. 😉

Livs Aufbau im Agility mittels eines Online-Kurses.

Lea, wann hast Du Deinen ersten Onlinekurs im Bereich Hundetraining gemacht, für welchen Sport und warum?

Angefangen hat alles mit meinem ersten Border Collie Lennox vor circa zwei Jahren. Ich wollte eine gute Basis für unser Zusammenleben und Training schaffen. Wichtig waren mir vor allem eine gute Bindung, Impulskontrolle, Spaß am Spielen und Trainieren zusammen mit mir und natürlich auch Basics, die für den Alltag nützlich sind. Da das alles leider immer noch nicht wirklich in den Welpengruppen vor Ort in Hundevereinen oder Hundeschulen angeboten wird, habe ich mich auf die Suche nach einem Online Kurs gemacht. So landete ich bei Nadine Alshut und ihrem “Erspielt euch zum Team” Kurs und habe es bis heute nicht bereut. Auch mit meinem zweiten Border Collie Liv habe ich alle Übungen aus dem Kurs gemacht und hatte so die perfekte Basis für später. Solche Übungen und Kurse sind für jegliche Hundesportarten hilfreich, aber auch wenn man nicht unbedingt anstrebt mit einem Sport anzufangen und einfach nur ein Team werden möchte. Möchte man aber direkt mit einer Hundesportart starten gibt es mittlerweile unzählige Angebote.

Machst Du seitdem regelmäßig Onlinekurse?

Ja, nach ein paar Jahren Pause wollte ich mit Lennox und Liv wieder mit dem Agility anfangen. So folgten nach dem ersten Online Kurs ein weiterer zum Aufbau der Grundlagen auch bei Nadine Alshut. Für die Running Contacts machte ich den Kurs bei Mona Grefenstein mit. Mir gefällt das Konzept von Online Training unheimlich gut, deswegen mache ich immer mal wieder welche zu verschiedensten Themen mit. 

Gabs etwas, das Du bei der Teilnahme an so einem Kurs vermisst hast?

Sicherlich ersetzt jedes Online Training nicht die Betreuung von einem guten Trainer vor Ort auf dem Trainingsplatz. Gerade wenn man mit einer Hundesportart neu anfängt oder einfach auch weiteren Input möchte, sollte man noch nach einem regelmäßigen guten (❗️) Trainingsplatz Ausschau halten. Jeder Online Kurs hat irgendwann ein Ende. Einen Trainer hat man optimalerweise über einen längeren Zeitraum und dieser kann hier nochmal motivieren weiterzumachen und mehr zu lernen.

Was sind die Vor- und Nachteile eines Onlinekurses? Was sind die Voraussetzungen? Wo siehst Du die Probleme?

Vorteile:

  • übersichtliche Struktur und Trainingsplan
  • Videos und Beschreibungen zum Nachschlagen
  • Möglichkeit von bekannten und guten Trainern zu lernen
  • Lernen über einen längeren Zeitraum und in aufeinander aufbauenden Schritten
  • detailliertes Feedback (bei aktivem Platz)
  • Lernen mit anderen Kursteilnehmern stärkt die Motivation
  • Zugriff der Inhalte oft auch noch über Monate verfügbar
  • oft ist ortsunabhängiges Lernen möglich
  • zeitlich unabhängiges Training (Verlängerungen oft möglich)

Voraussetzungen:

  • grundlegende Motivation damit zu starten und regelmäßig die Inhalte abzuarbeiten sollte vorhanden sein 

Nachteile:

  • relativ kostenintensiv (im Vergleich zu Seminaren wiederum weniger, zudem ist das Preis/Leistungsverhältnis bei einem guten Online Kurs meiner Meinung absolut in Ordnung)
  • Feedback bei passiven Plätzen fehlt ➡️ Fehler könnten sich schneller einschleichen, aber trotzdem oft noch besser als alleine und ohne Struktur zu beginnen
  • Plätze bei renommierten Trainern sind oft schnell voll und schwer zu bekommen

Probleme:

  • trotz viel Wissen durch Online Training sollte die Sozialisierung im Alltag und mit anderen Hunden nicht untergehen, dies hat man in einem Hundeverein nämlich oft nebenbei noch erledigt
  • für Online Kurse ist eine gewisse Eigenmotivation und Disziplin notwendig, damit man die Inhalte auch selbst durcharbeitet (siehe Voraussetzung)
  • wie oben erwähnt ist auch die Betreuung bei Kursende oft vorbei, deshalb sollte man auch vor Ort nach einem Trainer suchen

Was ist der Unterschied zu aktiven und passiven Teilnahmeplätzen? Was sollte man wählen?

Bei einem aktiven Platz kann man Videos von seinem Training der jeweiligen Lektionen hochladen und erhält Feedback vom Online Trainer. So wird man individuell betreut und kann Fehler direkt vermeiden und weiß wann man mit dem nächsten Schritt loslegen kann. Der Preis eines aktiven Platzes ist natürlich höher und oft sind diese auch beschränkt, je nachdem wie viel freie Kapazität der jeweilige Trainer gerade hat.

Bei einem passiven Platz erhält man zwar alle Inhalte, muss diese aber für sich selbst trainieren. Oft kann man jedoch die Fortschritte der anderen Teilnehmer verfolgen und auch allgemeine Fragen stellen. Ein Einstellen von eigenen Videos ist in der Regel nicht erlaubt. Die passiven Plätze sind meist nicht beschränkt und jederzeit möglich. Sie sind preislich logischerweise auch günstiger.

Ich tendiere immer eher dazu einen aktiven Platz zu wählen, einfach um die Möglichkeit offen zu halten Lösungsvorschläge bei möglichen Problemen erhalten zu können. Auch ist meiner Erfahrung nach die Motivation höher dabei zu bleiben, wenn man sein Training selbst filmt und es einstellt. Natürlich ist man auch immer auf das Feedback vom Trainer gespannt :). Hat man aber bereits einen Plan von dem was man tut und möchte einfach nur eine Struktur oder neue Ideen so reicht oft auch ein passiver Platz aus. 

Ist es Deiner Meinung nach möglich, einen jungen Hund vor allem mittels Onlinekursen aufzubauen?

Das kommt sicherlich auf das Thema an. Aber beispielsweise im Agility kann ich das mit einem klaren Ja beantworten. Hier gibt es mittlerweile genügend Angebote von gutem Online Training. Vor allem wenn man nicht die Möglichkeit hat einen Trainingsplatz in einer guten Agility Gruppe zum Junghundeaufbau in der Nähe zu bekommen sind Online Kurse dafür per se keine schlechte Wahl. Sollten keine guten Welpengruppen in der Nähe angeboten werden, kann man meiner Erfahrung nach sehr gut eine Basis über einen Online Kurs schaffen. Mittlerweile gibt es auch nach dem Aufbau der Grundlagen immer mehr Angebote von weiteren Challenges oder auch monatliches Online Coaching.

5. Nutzt die Zeit zum Regenerieren

Und zu guter meine wichtigste Empfehlung an Euch: nutzt die Zeit zum Entschleunigen und Regenerieren. Natürlich ist man vor dem anstehenden Frühjahr und Sommer immer besonders motiviert, da der lange Winter rum ist und die Prüfungen wieder starten. Natürlich ärgert es einen, wenn man nun wochenlang trainiert hat und das Turnier oder Rennen plötzlich abgesagt wird. Aber macht aus dieser komischen Situation einfach das Beste für Euch und Eure Vierbeiner und gönnt Euch einfach mal ein wenig Entspannung – vor allem, wenn Ihr diese im Winter nicht hattet. 🧘🏼‍♀️ Auch ein Check beim Hundephysiotherapeut ist gerade das Richtige, damit Euer Hund bis zur Saison fit ist und bleibt. Ihr werdet sehen, dass so eine Pause manchmal gar nicht schadet und es für die Hunde gut ist, alles erlernte der letzten Wochen sacken zu lassen und in Ruhe verarbeiten zu können. Einfach rausgehen, einen ganz entspannten Spaziergang machen und die Seele baumeln lassen. 🌞 Wenn Ihr mir noch Eure Tipps geben oder erzählen wollt, wie Ihr diese Phase übersteht, dann lasst mir gerne ein Kommentar da. Bleibt gesund!